Laudes
am 19.02.2017 (Lesejahr A – 7. SiJ)
Eröffnung Lied 81,1+2 (Lobet den Herren)
Begrüßung:
Im Namen des Vaters und des
Sohnes und des Heiligen Geistes!
Einleitung:
Einige Bilder habe ich
Ihnen mitgebracht, die den Kern des heutigen Evangeliums beschreiben.
„Liebt eure Feinde und
betet für die, die euch verfolgen.“
Schön dumm, an der
Wirklichkeit vorbei, keine gute Überlebensstrategie…
Das Schaf, das dem Wolf
freundlich begegnet, bleibt doch immer noch die Beute.
Der Gott, der dem
Teufel ein Herz schenkt, doch eher lächerlich.
Und das Kind, das dem
Soldaten die Blume reicht, ändert nichts daran, dass die stacheldrahtbewährte
Mauer zwischen ihm und dem bewaffneten Soldaten bleibt.
Die Bilder bleiben aber
nicht bei der Dummheit stehen, sondern alle drei zeigen, dass sich – aller
Logik zum Trotz – etwas verändert:
Der Wolf ist verdutzt,
der Teufel ratlos und so richtig aggressiv sieht der Soldat auch nicht mehr aus.
Kyrie
·
Herr, wir sind oft gefangen in unseren
Vorurteilen und Rollen. Herr, erbarme dich.
·
Herr, oft fehlen uns die Ideen, wie wir aus den
Teufelskreisen der Gewalt und Angst herausfinden können. Christus, erbarme
dich.
·
Herr, wir wünschen uns, dass es zwischen Opfer
werden und Täter sein einen dritten Weg gibt. Herr, erbarme dich.
Lied 773,3+4 (Wo die Güte und die Liebe)
Hinführung
Die evangelische Theologin Margot Käßmann warnt vor Rachegelüsten
gegenüber Terroristen. „Jesus hat eine Herausforderung hinterlassen: Liebet
eure Feinde! Betet für die, die euch verfolgen!“ Auch wir sollten versuchen,
„den Terroristen mit Beten und Liebe zu begegnen“, sagte sie.
Wie bitte? Für Terroristen beten? Mörder lieben? In den sozialen
Netzwerken wurde Käßmann für ihre Äußerung mit Kritik überschüttet. Viele
Kommentatoren wünschen sich ein wehrhaftes Christentum und keines, das ein Herz
für Mörder zeigt.
Doch wäre es nicht an uns, die Logik des Hasses zu durchbrechen
und auf Gewalt nicht mit Gewalt zu reagieren?
Das mag auf den ersten Blick verstörend wirken und weltfremd.
Doch es ist die Aufgabe des Christentums zu verstören,
für Frieden einzutreten, wo Vergeltungslogik herrscht.
Wir sollen ja schließlich Salz sein und Licht für die Welt!
Jesus hat zur Vergebung aufgefordert, nicht zum Widerstand.
Die Botschaft der Liebe und der Vergebung hat sich als enorme Stärke
erwiesen. Gerade diese scheinbare Schwäche macht das Christentum attraktiv, stark
und beeindruckend.
Wie so etwas gehen kann und was es bedeuten kann, hat Papst Johannes
Paul II eindrucksvoll gezeigt, als er bereits kurz nach den Schüssen auf ihn
dem Attentäter verziehen und ihn später im Gefängnis besucht hat.
Dieses Verzeihen hat auch den Täter verändert, offenbar hat er sich
mit der Bibel beschäftigt und ist Katholik geworden.
Gott nimmt nicht in Kauf, dass die Bösen profitieren. Wer Terror
ausübt, muss verhaftet werden, auch Ali Agca wurde nicht vorzeitig aus der Haft
entlassen.
Aber wir sollen das Böse durch Gutes besiegen, so schreibt Paulus im
Römerbrief.
Dies ist und bleibt durch alle Zeiten die christliche Provokation.
Lied 445 (Ubi caritas)
Evangelium Mt 5,38-48
Gemeinsames Gebet:
Der dritte weg (S.
Sölle)
Lied 839 (Wo Menschen sich vergessen)
Fürbitten:
Guter Gott, als Christen
wollen wir andere Wege gehen. Wir bitten dich:
1. Wir
bitten für die Opfer von Gewalt und Unrecht. Schenke ihnen Menschen, die ihnen
zur Seite stehen und für ihre Rechte mit friedlichen Mitteln eintreten.
Du Gott der Liebe: Wir bitten dich,
erhöre uns!
2. Wir
bitten für die Täter, die verblendet sind durch Hass, Neid oder Intoleranz.
Schenke ihnen ein offenes Herz, dass sie den anderen neu sehen und respektieren
lernen.
Du Gott der Liebe: Wir bitten dich,
erhöre uns!
3. Wir
bitten dich für uns selbst, dass wir einen dritten Weg wagen, wo wir als
Christen und Menschen in der Verantwortung sind.
Du Gott der Liebe: Wir bitten dich,
erhöre uns!
4. Wir
bitten dich für unsere Verstorbenen. Wir dürfen glauben und hoffen, dass du
ihnen mit Liebe begegnest, ihre Schuld vergibst und in dein ewiges Leben
hineinholst.
Du Gott der Liebe: Wir bitten dich,
erhöre uns!
5. Wir bitten
um unsere persönlichen Anliegen (1/2 min).
Du Gott der Liebe: Wir bitten dich,
erhöre uns!
Guter Gott, du forderst uns
heraus, überall da, wo wir leben. Weil du bei uns bist, können wir es wagen. Darum
bitten wir dich durch Christus, unseren Herrn, Amen.
Lied 446,1+4 (Lass uns in deinem Namen, Herr)
Vater unser
Segen
Bitten wir Gott um seinen Segen für diesen Tag
und die neue Woche:
Gott segne und behüte uns.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen
Geistes.
Ich lade Sie ein, ein Schäfchen mit nach Hause
zu nehmen, das Sie erinnern kann an den dritten Weg. Vielleicht gelingt es uns
ja, ihn einige Male in der kommenden Woche zu gehen.
Schlusslied: 81,5+6
(Lobet den Herren)
Evangelium Mt 5,38-48
38 Ihr habt gehört, dass
gesagt worden ist: Auge für Auge und Zahn für Zahn.
39 Ich aber sage euch: Leistet
dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf
die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin.
40 Und wenn dich einer vor
Gericht bringen will, um dir das Hemd wegzunehmen, dann lass ihm auch den Mantel.
41 Und wenn dich einer zwingen
will, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh zwei mit ihm.
42 Wer dich bittet, dem gib,
und wer von dir borgen will, den weise nicht ab.
Von der Liebe zu den Feinden
43 Ihr habt gehört, dass
gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.
44 Ich aber sage euch: Liebt
eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen,
45 damit ihr Söhne eures
Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und
Guten, und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.
46 Wenn ihr nämlich nur die
liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten? Tun das nicht
auch die Zöllner?
47 Und wenn ihr nur eure
Brüder grüßt, was tut ihr damit Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden?
48 Ihr sollt also vollkommen
sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist.
Der dritte weg
Wir
sehen immer nur zwei wege
sich
ducken oder zurückschlagen
sich
kleinkriegen lassen oder
ganz
groß herauskommen
getreten
werden oder treten
Jesus
du bist einen anderen weg gegangen
du
hast gekämpft aber nicht mit waffen
du
hast gelitten aber nicht das unrecht bestätigt
du
warst gegen gewalt aber nicht mit gewalt
Wir
sehen immer nur zwei möglichkeiten
selber
ohne luft sein oder andern die kehle zuhalten
angst
haben oder angst machen
geschlagen
werden oder schlagen
Du
hast eine andere möglichkeit versucht
und
deine freunde haben sie weiterentwickelt
sie
haben sich einsperren lassen
sie
haben gehungert
sie
haben spielräume des handelns vergrößert
Wir
gehen immer die vorgeschriebene bahn
wir
übernehmen die methoden dieser welt
verachtet
werden und dann verachten
die
andern und schließlich uns selber
Lasst
uns die neuen wege suchen
wir
brauchen mehr phantasie als ein rüstungsspezialist
und
mehr gerissenheit als ein waffenhändler
und
lasst uns die überraschung benutzen
und
die scham die in den menschen versteckt ist
(Dorothee
Sölle, über den jüdischen Palästinenser Christus)
Der dritte weg
Wir
sehen immer nur zwei wege
sich
ducken oder zurückschlagen
sich
kleinkriegen lassen oder
ganz
groß herauskommen
getreten
werden oder treten
Jesus
du bist einen anderen weg gegangen
du
hast gekämpft aber nicht mit waffen
du
hast gelitten aber nicht das unrecht bestätigt
du
warst gegen gewalt aber nicht mit gewalt
Wir
sehen immer nur zwei möglichkeiten
selber
ohne luft sein oder andern die kehle zuhalten
angst
haben oder angst machen
geschlagen
werden oder schlagen
Du
hast eine andere möglichkeit versucht
und
deine freunde haben sie weiterentwickelt
sie
haben sich einsperren lassen
sie
haben gehungert
sie
haben spielräume des handelns vergrößert
Wir
gehen immer die vorgeschriebene bahn
wir
übernehmen die methoden dieser welt
verachtet
werden und dann verachten
die
andern und schließlich uns selber
Lasst
uns die neuen wege suchen
wir
brauchen mehr phantasie als ein rüstungsspezialist
und
mehr gerissenheit als ein waffenhändler
und
lasst uns die überraschung benutzen
und
die scham die in den menschen versteckt ist
(Dorothee
Sölle, über den jüdischen Palästinenser Christus)