Wort-Gottes-Feier am Vorabend zum Sonntag
Unsere Hilfe ist im Nahmen des Herrn.
A: Der Himmel und Erde erschaffen hat.
Eröffnung, Kreuzzeichen
Wir beginnen im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, Amen.
Eingangslied: ?GL 614 Wohl denen, die da wandeln
Einführung
Liebe Gemeinde,
Menschen tun vieles, um den Schein zu wahren. Was sich dahinter verbirgt, soll man nicht sehen. Nach außen hin soll ein Bild entstehen, das mit den eigenen Idealen und den Maßstäben der Gesellschaft übereinstimmt. Die biblischen Texte heute sagen uns, dass vor Gott allein die Wahrhaftigkeit zählt. Es gilt, offen auf sein Wort zu hören und das Leben danach auszurichten. Zweifel sind dabei erlaubt, Umwege unvermeidbar.
Kyrie / Christus-Rufe
Rufen wir im Kyrie den Herrn um sein Erbarmen an.
Herr, Jesus, Sohn Gottes,
Gottes Wort in unserer Welt,
Gottes Angebot zum Leben,
Gottes Liebe unter uns Menschen.
Herr, erbarme dich unser. (A)
Jesus Christus.
Du bist der Weg.
Du bist die Wahrheit.
Du bist das Leben.
Christ, erbarme dich unser. (A)
Herr, Jesus, unser Bruder,
Wegweiser für unser Leben,
Heiland der Welt,
Retter aus Sünde und Tod.
Herr, erbarme dich unser. (A)
Tagesgebet:
Lasset uns beten.
Großer Gott, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist,
und deine Treue, so weit die Wolken ziehen. Du zeigst dein Erbarmen auch, wenn wir uns mit Schuld beladen.
Schenke uns Einsicht, damit wir erkennen,
wo wir schuldig geworden sind, und hilf uns,
Fehler wiedergutzumachen. Gib uns die Kraft, immer wieder neu zu dir zurückzukehren. Darum bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn und unseren Bruder.
A: Amen.
Lesung (Ez 18,25-28)
Psalm:
? Lektionar (Ps 25)
2. Lesung (Phil 2,1-11)
Evangelium
Halleluja, Halleluja. A: Halleluja, Halleluja.
Meine Schafe hören auf meine Stimme;
ich kenne sie und sie folgen mir.
Halleluja, Halleluja. A:Halleluja, Halleluja.
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.
(Kreuzzeichen auf Evangeliar)
A: Ehre sie Dir o Herr
(Mt 21,28-32)
Evangelium unseres Herrn Jesus Christus.
Lob sei Dir Christus
Halleluja, Halleluja
Auslegung und Deutung
Liebe Brüder und Schwestern,
Wieder einmal ist Jesus mit den Hohepriestern und Ältesten in Streit geraten. Er erzählt das Gleichnis von den beiden Söhnen eines Weinbauers. Die sollen in den Weinberg gehen, um dort zu arbeiten. Der Weinberg ist im religiösen Sinne ein Synonym für die Schöpfung Gottes, die gesamte Welt, oder für die Christenheit. Der erste Sohn will nicht im Weinberg arbeiten, aber er will auch keine Scherereien. Deshalb zieht er sich mit einer Art Notlüge aus der Affäre. "Ja, ja", sagt er und geht weg. Der Zweite weigert sich zunächst ganz offen. Dann aber überlegt er es sich anders und geht doch in den Weinberg.
Selbst für die Jesus gegenüber immer kritischen Ältesten des Volkes liegt der Sinn dieser Geschichte auf der Hand, alles ist klar: Der zweite Sohn tut den Willen des Vaters, obwohl er zunächst falsche Wege gegangen ist. Der erste Sohn hingegen handelt unmoralisch, denn er ist nicht aufrichtig. Er geht den Weg des geringsten Widerstandes und versucht, sich irgendwie durchzumogeln. Für Jesus allerdings geht es hier nicht nur um die moralische Frage.
Mit dem Gleichnis hält er denen im Volk, die seine Herkunft anzweifeln, einen Spiegel vor: Sie sind wie der erste Sohn. Sie sagen immer "ja, ja", indem sie die Gesetze einhalten. Sie tun nach außen hin Gottes Willen. Jeder kann sehen, wie fromm und gut sie sind, wie sie fasten, wie sie den Dienst im Tempel versehen. Die Erfüllung ihrer religiösen Pflichten und ihre guten Taten absolvieren sie öffentlich, nachprüfbar. Keiner soll daran zweifeln. Jeder soll sehen: Schaut her, wie gläubig und gut wir sind. An ihrer fest gebauten Glaubenswahrheit kann nichts kratzen. Deshalb kann sie nicht einmal Johannes der Täufer mit seiner Predigt erreichen, und auch nicht Jesus. Die Hohenpriester und Ältesten sind so von sich überzeugt und merken dabei nicht einmal, dass Gott selbst ihnen durch Johannes angekündigt wird und durch Jesus Christus. Sie merken nicht, dass Gott hier auf eine ganz neue, ganz überraschende Weise in ihr Leben tritt. Sie rechnen eigentlich gar nicht mit ihm.
Im Gleichnis steht dem einen Sohn, der "Ja ja" sagt, der andere, der zunächst "Nein" sagt, gegenüber. In der Deutung stellt Jesus den vermeintlich Frommen und Rechtschaffenen die offensichtlichen Sünder, Zöllner und Dirnen gegenüber. Diese gehen zunächst nicht auf Gottes Wegen, erkennen dann aber doch in Jesus Gottes Sohn und folgen ihm. Sie lassen sich anrühren von seinem Geist, sie sehen ihr bisheriges Leben plötzlich in einem anderen Licht und fangen neu an.
Damit, so könnte manch einer sich denken, hat diese Geschichte für uns eigentlich gar keine Bedeutung mehr. Wir wissen ja, was Jesus will. Wir kennen doch seine Predigten und seine Taten. Uns betrifft das doch gar nicht mehr, das ist doch soweit klar!
Doch genau das ist die Falle, in die die Hohepriester und Ältesten schon vor 2000 Jahren getappt sind. Das Gleichnis ist ein Appell gerade an diejenigen, die fest im Glauben und in religiösen Gebräuchen verwurzelt sind. Es fordert heraus, über - sicher gute - Gewohnheiten hinaus sensibel für Gottes Zeichen zu bleiben.
Das Gleichnis heute soll verunsichern, es soll provozieren, es soll diejenigen aus der Reserve locken, für die schon alles klar ist. Und es soll auch den Menschen, den Spiegel vorhalten, die zwar jeden Sonntag in die Kirche gehen, um gesehen zu werden, dann aber heimgehen, und wieder mit den Mitmenschen zerstritten sind. Zerstritten mit Nachbarn, Verwandten, Wildfremden. Es soll den Menschen den Spiegel vorhalten, die nicht verzeihen können, die streitsüchtig sind, Menschen hassen und trotzdem jeden Sonntag in die Kirche gehen. Jesus aber will, dass wir ihm nachfolgen. Das heißt, an seinen Vater zu glauben, und gleichzeitig zu lernen, allen zu verzeihen, egal was sie einem angetan haben. Jesus hat das gemacht. Er hat am Kreuz sogar denen verziehen, die ihn grausam umgebracht haben.
Und? Ist nun immer noch alles klar?
Amen
Stille
Glaubensbekenntnis (Credo):
Bekennen wir unseren Glauben:
Ich glaube an Gott, den Vater, den allmächtigen ...
Amen
Lasset uns beten:
Herr, unser Gott.
Wir wiegen uns oft in falscher Sicherheit.
Wir glauben, das Rechte zu tun, und schauen auf die herab, die das anscheinend nicht tun.
Wir glauben zu wissen,
was recht ist und was nicht.
So bitten wir dich: Öffne uns für dein Wort.
Lass uns immer wieder neu umkehren in deinem Geist.
Lass uns neue Wege gehen, deine Wege, nicht unsere Wege.
Mach uns bereit, auch einander Schuld zu vergeben durch die große Güte, die wir von dir erfahren.
Friedenszeichen
Gott schenkt uns immer wieder neu Vergebung und seinen Frieden. Davon getragen wollen auch wir einander die Hände reichen und Frieden zusprechen.
Der Friede des Herrn sei mitten unter uns.
Lobpreis (Werkbuch Seite 182)
Stimmen wir ein in den Lobgesang der himmlischen Chöre:
Hymnus:
? GL 457- Allein Gott in der Höh sei Ehr
Fürbitten:
Herr, unser Gott, Jesus ist Mensch geworden unter uns. In seinem Geist versuchen wir unser Leben und unsere Gesellschaft zu gestalten. Doch diese Welt ist nicht vollkommen. Deshalb bitten wir dich:
- Für alle, die glauben, im Leben alles richtig zu machen: Schenke ihnen einen kritischen Geist sich selber und ein gütiges Herz anderen gegenüber.
A: Wir bitten dich, erhöre uns.
- Für die, die sich mit Glaubenszweifeln plagen: Hilf, dass ihre Zweifel nicht zerstörerisch werden, und gib ihnen Vertrauen in deine liebende Gegenwart.
A: Wir bitten dich, erhöre uns.
- Für alle, die sich heute in deinem Namen versammeln: Stärke sie durch dein Wort und lass sie zu Zeugen deiner Liebe werden.
A: Wir bitten dich, erhöre uns.
- Für unsere Gemeinde: Lass uns achtsam und sorgsam miteinander umgehen, damit jeder Suchende hier Heimat finden kann.
A: Wir bitten dich, erhöre uns.
- Für unsere Kranken und die, die in Not sind: Gib ihnen Kraft und Zuversicht auf ihrem schweren Weg.
A: Wir bitten dich, erhöre uns.
Du, guter Vater, bist uns nahe und hörst auf unsere Bitten. Dafür loben und preisen wir dich, jetzt und alle Zeit.
Gemeinde: Amen.
Gott lässt uns nicht allein. Er hat uns seinen Sohn gegeben, der allen und jedem verziehen hat. Wir dürfen so beten, wie er uns zu beten gelehrt hat:
Vater unser ... denn Dein ist das Reich, und die Kraft, und die Herrlichkeit, in Ewigkeit Amen.
Lob / Danklied :
? GL (977,5) Laudate omnes gentes
Gott, unser Vater,
du nimmst uns an in unseren Zweifeln, in unserem Versagen.
Du richtest uns auf, wenn wir gebeugt und gefallen sind.
Bleibe bei uns mit deinem Geist und deiner Güte.
Hilf uns, dass wir weitergeben, was wir von dir empfangen.
Hilf uns, gegen Unrecht einzutreten, und mach uns bereit zu vergeben, wo Vergebung nötig ist.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn und Bruder.
Gemeinde: Amen.
A: Amen
***
Segensbitte
Gott, unser Vater, sei uns nahe mit seinem Erbarmen.
Jesus Christus sei in uns mit seinen Worten und Taten.
Der Heilige Geist verbinde uns durch Gottes Liebe.
Wir dürfen Gott um seinen Segen bitten:
Der Herr segne uns und behüte uns.
Der Herr lasse sein Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig.
Der Herr wende uns sein Angesicht zu und schenke uns seinen Frieden.
A: Amen.
Und der Segen des allmächtigen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes komme auf uns herab und bleibe bei uns allezeit.
A: Amen
Entlassung
Singet Lob und Preis
A: Dank sei Gott, dem Herrn
GL: 266: Nun danket alle Gott, mit Herzen und Händen.