R: KREUZZEICHEN - LITURGISCHER GRUSS
Wir sind heute zu Beginn der Fastenzeit, am Aschermittwoch, zusammengekommen -
Kreuzzeichen
im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Gemeinde: Amen.
Jesus Christus ist in unserer Mitte und ruft uns voller Barmherzigkeit und Güte zur Umkehr auf.
Gemeinde: Amen.
Lied: Bekehre uns, vergib die Sünde GL 160, 1-3
M: EINFÜHRUNG
Liebe Gemeinde,
wir haben uns versammelt, um unser reiches und armes Leben vor Gott hinzuhalten. Wir haben uns heute Abend versammelt, weil wir wissen, dass wir immer wieder der Umkehr und der Läuterung bedürfen. Wir treten vor Gott in aufrechter Haltung und bitten ihn um sein Erbarmen.
Kurze Stille
R: CHRISTUSRUFE - KYRIE-LITANEI
Herr Jesus Christus, du sagst, du bist der Weg, doch oft erkennen wir diesen Weg in den Wirren unseres Lebens nicht. - Herr, erbarme dich.
Du sagst von dir, du bist die Wahrheit, doch häufig denken wir, dass wir allein die Wahrheit gepachtet haben.
- Christus, erbarme dich.
Du sagst von dir, du bist das Leben, doch nicht selten kreisen wir vor allem um unser eigenes Leben.
- Herr, erbarme dich.
M: ERÖFFNUNGSGEBET
Lasset uns beten.
Allgütiger Gott, im Vertrauen auf dich
beginnen wir die vierzig Tage der Umkehr und Buße.
Gib du uns die Kraft, immer mehr christlich zu handeln,
zu sprechen und zu denken und Böses, das in uns ist,
durch deinen guten Geist verändern zu lassen
und mit Entschiedenheit das Gute zu tun.
Darum bitten wir dich durch deinen Sohn, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und liebt in alle Ewigkeit.
Gemeinde: Amen.
R: ERSTE LESUNG: Joel 2,12-18
ANTWORTGESANG: 521
M: ZWEITE LESUNG: 2 Kor 5,20-6,2
M: RUF VOR DEM EVANGELIUM:
Lob sei dir, Herr, König der ewigen Herrlichkeit GL 173,1
Wenn ihr heute seine Stimme hört,
verhärtet nicht euer Herz!
R: EVANGELIUM Mt 6,1-6.16-18
R+M: PREDIGT
Einführung:
R: Am heutigen Aschermittwoch beginnt die 40-tägige Fastenzeit. Von Jesus wird uns berichtet, er habe sich 40 Tage lang in der Wüste mit Fasten auf sein öffentliches Wirken vorbereitet. Heute gibt uns die Fastenzeit Gelegenheit, Einkehr zu halten. Vom Alltag, von der Gewohnheit. Wir haben die Möglichkeit uns auf uns selbst zu besinnen, Dinge zu beleuchten, die uns vermeintlich wichtig erscheinen. Wir sollen uns Gedanken machen über unser Verhalten den anderen Mitmenschen gegenüber, unsere Gewohnheiten, unsere Ziele. Was ist uns wichtig? Welche Rolle spielen wir eigentlich? Leben wir wirklich, so wie wir es uns wünschen, oder „funktionieren“ wir einfach nur? Was hält uns eigentlich davon ab, so zu leben, wie Jesus es sich von uns wünscht? Ist Nächstenliebe denn eigentlich noch zeitgemäß? Wir möchten heute einmal versuchen, dieses zu beleuchten:
Alltag
R: Wir meistern unseren Alltag. Irgendwie. Wir stehen morgens pünktlich auf, wir erledigen unsere Pflichten, wir „funktionieren“ einfach nur. Für „übertarifliche“ Gedanken bleibt uns doch sowieso keine Zeit. Aber warum denn auch? Hauptsache ist doch, wir erledigen unsere Pflicht. Abends gehen wir dann wieder ins Bett, schließlich ruft morgen schon wieder die Pflicht. Wir müssen halt dafür sorgen, dass alles glatt läuft, alles andere um uns herum ist doch nicht so wichtig. Oder etwa nicht?
M: Ich muss da an die Worte von Bernhard von Clairvaux denken, die er an Papst Eugen III geschrieben hat:
Wenn Du Dein ganzes Leben und Erleben völlig ins Tätigsein verlegst und keinen Raum mehr für die Besinnung vorsiehst, soll ich dich da loben?
Wie kannst Du voll und echt Mensch sein, wenn Du Dich selbst verloren hast?
Damit Deine Menschlichkeit allumfassend und vollkommen sein kann, musst Du also nicht nur für die anderen,
sondern auch für Dich selbst ein aufmerksames Herz haben.
Denk also daran: Gönne dich Dir selbst.
Habgier:
R: Wir müssen doch Geld verdienen. Geld sichert unseren Wohlstand, unsere Zukunft. Geld ist doch wichtig. Seien wir ehrlich: Alle wichtigen Leute in Politik, High Society, Geschichte und Gesellschaft haben und hatten viel Geld. Und darum sind sie glücklich. Und darum müssen auch wir versuchen, möglichst viel Geld zu scheffeln. Oder etwa nicht?
M: Geld ist ja wirklich ein schwieriges Thema. Natürlich brauchen wir es. Ich habe mal nachgeschaut, was der bekannte Bestseller Autor und- Benediktiner-Mönch Pater Anselm Grün dazu sagt:
„Ich sehe, wie das Geld viele Menschen hart macht.
Geld gefährdet die innere Freiheit.
Eigentlich könnten Menschen mit viel Geld sorglos und frei sein. Aber oft kreisen gerade reiche Leute mit ihren Gedanken immer nur ums Geld. Es gibt Reiche, die glücklich sind, natürlich. Aber das sind die, die innerlich frei von diesem Reichtum sind.
Ich will Reichtum nicht verurteilen, das tut auch die Bibel nicht. Aber wenn das Geld im Mittelpunkt steht, wird es leer im Menschen. Ich setze dagegen: Wertschöpfung durch Wertschätzung. Wer den Menschen achtet, kann auch reich werden - und selber Mensch bleiben.“
Über den eigenen Schatten springen
R: Die Menschen achten?
Du meinst wohl, ich soll anderen helfen. So einfach ist das nicht. Woher soll ich denn überhaupt wissen, dass ich ihnen helfen soll, wenn mich niemand fragt. Wenn jemand von mir was will, dann wird er schon auf mich zukommen. Ich laufe doch niemandem nach, dazu bin ich mir wirklich zu schade.
Schließlich ist sich doch jeder selbst der Nächste. Würde mir denn jemand helfen, wenn ich mal in Not gerate? Garantieren tut mir das sowieso keiner. Kümmern wir uns um uns selbst, alles andere zahlt uns sowieso niemand. Außerdem, wenn jemand in Not geraten ist, ist er doch meistens selber schuld. Oder etwa nicht?
M: Es fällt uns oft schwer, uns von unseren Ausreden loszureißen, vom gemütlichen Kanapee aufzustehen und uns den Mitmenschen zuzuwenden. Aber wie heißt es in einem alten Gebet aus dem 14.Jh:
Christus hat keine Hände, nur unsere Hände, um seine Arbeit heute zu tun.
Er hat keine Füße, nur unserer Füße, um Menschen auf seinen Weg zu führen.
Christus hat keine Lippen, nur unsere Lippen, um Menschen von ihm zu erzählen.
Er hat keine Hilfe, nur unsere Hilfe, um Menschen an seine Seite zu bringen.
Wir sind die einzige Bibel, die die Öffentlichkeit noch liest.
Wir sind Gottes letzte Botschaft in Taten und Worten geschrieben.
Oberflächlichkeit:
R: Mir fällt in dem Zusammenhang noch ein: der englische Gruß „How Do You Do?“. Das „Wie geht es Dir?“,. Ich frage: „How Do you Do?“, „Wie geht es Dir?“. Und der andere antwortet ebenfalls mit „How Do You Do“, „wie geht es dir“. Ich frage, wie es ihm geht, und er antwortet mit der selben Gegenfrage, wie es mir geht. Aber niemand fragt oder sagt ehrlich, wie es dem anderen geht. Wir kennen das ja bei uns auch: Ich frage, wie geht’s Dir? Und erwarte eigentlich auch, dass der andere sagt: Gut, und Dir? Wie es ihm wirklich geht, interessiert mich gar nicht. Und jedem würde ich ja auch nicht erzählen, wie es mir wirklich geht.
M: leider sind wir wirklich oft oberflächlich und interessieren uns gar nicht füreinander.
Sucht nach Anerkennung:
R: Und wie siehst Du das mit der Anerkennung? Wenn ich schon so viel arbeite, dann will ich auch ordentlich Geld dafür kriegen. Es heißt doch: Ohne Fleiß kein Preis. Den Preis hab ich mir doch schließlich verdient. Dass ich gut bezahlt werde, dass man sich bei mir bedankt, dass ich die Anerkennung kriege, die ich mir schließlich verdient habe. Oder etwa nicht?
M: Ich glaube, da müssen wir sehr aufeinander schauen. Es ist sehr wichtig, dass wir einander achten, dass wir den Einsatz des anderen sehen und schätzen. Genauso brauchen auch wir, dass unsere Arbeit gewürdigt wird. Ich glaube gar nicht, dass das Geld dafür so wichtig ist, sondern viel mehr, dass es jemanden überhaupt interessiert, er es sieht und anerkennt. Dann ist man auch wieder motiviert, und hat Freude daran, weiterzumachen.
Schwierig wird’s natürlich, wenn jemand nur noch arbeitet, um Anerkennung zu bekommen, wenn er süchtig ist danach.
So vieles hält uns gefangen in uns.
Da kann Gott in seinem heiligen Geist
gar nicht mehr an uns heran.
Doch die Fastenzeit gibt uns wieder Gelegenheit,
frei zu werden von all den Fesseln.
Wir können uns auf den Weg der Umkehr machen,
uns heilen lassen von unseren Alltagskrankheiten
der Oberflächlichkeit, der leeren Worte und der Gedankenlosigkeit im Umgang miteinander.
Wir können uns heilen lassen von unserer Eigensüchtigkeit und unserer Aggressivität, von der Neigung zu Habgier und Maßlosigkeit, von der ewigen Angst, zu kurz zu kommen.
Gott kann unsere Lebensfesseln lösen, er kann uns hinausführen in sein Licht und in seine Freiheit.
Lassen wir nun einen Moment der Stille, in dem jede und jeder dem nachspüren kann, wie Umkehr im eigenen Leben aussehen kann und erbitten wir dazu Gottes Beistand.
Lassen wir uns von Teresa von Avila ermutigen, die meinte:
„Es kommt vor allem darauf an, entschlossen zu beginnen.“
STILLE
Nach der Auslegung geht G zurück zum Platz und setzt sich.
M: SEGNUNG UND AUSTEILUNG DER ASCHE
Die Min bringen die Schale(n) mit der Asche und dem Weihwasser.
Liebe Brüder und Schwestern, wir wollen nun Gott, unseren Vater, bitten, dass er diese Asche segne, die wir als Zeichen der Umkehr und Buße empfangen.
Nach einer kurzen Stille betet M mit gefalteten Händen:
Großer Gott, du bist den Demütigen nahe
und siehst voller Liebe auf deine Geschöpfe.
Höre auf unsere Bitten und segne alle, die gekommen sind,
um das Aschenkreuz als Zeichen ihrer Umkehr zu empfangen.
Hilf uns, die vierzig Tage der Buße
in rechter Gesinnung zu begehen,
damit wir dann das heilige Osterfest
mit freudigem Herzen feiern können.
Darum bitten wir dich durch Christus, unseren Herrn.
Gemeinde: Amen.
M besprengt die Asche mit dem Weihwasser. Dann bezeichnen sich R und M gegenseitig mit dem Aschenkreuz. Sie zeichnen mit der Asche die Form des Kreuzes auf das Haupt oberhalb der Stirn und sprechen dazu:
Bekehre dich und glaube an das Evangelium!
oder:
Bedenke, Mensch, dass du Staub bist
und wieder zum Staub zurückkehren wirst.
Nach der Austeilung der Asche gehen M und R an die Kredenz, wo ihnen die Min Schale und Wasserkrug mit lauwarmen Wasser sowie Seife und Handtuch zur Reinigung der Hände reichen. Danach gehen sie an den Platz, wo sie stehen bleiben.
LIED UND VERGEBUNGSBITTE
O Herr, nimm unsre Schuld GL 168,1-4
Nach dem Lied erheben sich alle. R spricht die Vergebungsbitte.
R: Der barmherzige Gott versöhne uns mit sich und untereinander.
Er lasse uns Einklang mit uns selbst erfahren.
Er lasse uns die Sünden nach und führe uns zu neuem Leben.
Gemeinde: Amen.
M: FRIEDENSGRUSS
Wo Menschen das Evangelium Jesu Christi ernst nehmen,
können sie dem Frieden ein Stück näherkommen.
Lebendiger Gott, starker Gott,
du kommst uns mit deiner Liebe entgegen
und hast eine Freude an friedvollen Menschen.
Deine Liebe gibt uns Kraft und Mut,
uns selbst anzunehmen und aufeinander zuzugehen.
So wollen wir uns nun freundlich die Hand reichen und uns den Frieden Gottes mit den Worten zusprechen: Der Friede Gottes sei mit dir.
R: LOBPREIS UND HYMNUS
Wort-Gottes-Feier, Werkbuch, Seite 178;Hymnus Seite 185.
FÜRBITTEN
Wir gehen auf Ostern zu. Vierzig Tage lang bereiten wir uns auf die Feier des Todes und der Auferstehung Jesu Christi vor. Heute, am Beginn der österlichen Bußzeit, rufen wir voller Vertrauen:
- Großer Gott, wir bitten dich, dass wir uns immer mehr in Gelassenheit und in eine großzügige Haltung einüben können.
Gemeinde: Schenke, Herr, uns neu dein Erbarmen.
- Wir bitten dich darum, dass wir uns immer stärker um Aufmerksamkeit und Menschenfreundlichkeit bemühen.
- Zeige du uns immer wieder, wenn wir auf dem Holzweg sind, wenn wir deiner Botschaft nicht gerecht werden.
- Wir bitten dich für unsere Kirche, dass alle ihre lebendigen Steine erkennen, dass sie immer wieder der Umkehr bedürfen.
- Für unsere komplexe und komplizierte Welt bitten wir, dass immer mehr Menschen sich für ein gerechtes und liebevolles Miteinander einsetzen.
Du, unser Gott, ergreife du die Macht über uns, dann können wir umkehren. Sei du unsere Kraft, dann können wir stark sein. Sei du mit uns, dann können wir dein Volk sein, das dich, den Lebendigen, in dieser Welt bezeugt, heute und alle Tage unseres Lebens. Amen.
R: Lasst uns gemeinsam beten, wie Jesus uns zu beten gelehrt hat.
VATERUNSER
Gemeinde: Vater unser im Himmel
SEGENSBITTE
M: Wir bitten Gott um seinen Segen für diese österliche Bußzeit:
R: Gott, der voller Liebe wie eine gute Mutter
und wie ein gütiger Vater ist, segne uns,
er lasse unser Leben gedeihen,
er lasse unsere Hoffnung erblühen,
er lasse unsere Früchte reifen.
M: Der Herr behüte uns,
er sei uns nahe in unseren Ängsten
und in mancher Herzensnot.
Der Herr lass leuchten sein Angesicht über uns,
so wie ein zärtlicher Blick erwärmt,
so überwinde er bei uns, was erstarrt ist.
R: Gott, der Herr, sei uns gnädig.
Wenn uns Schuld drückt,
dann lasse er uns aufatmen und mache uns frei.
Der Herr erhebe sein Angesicht über uns,
er sehe unser Leid, er tröste und heile uns.
Er gebe uns Frieden, das Wohl des Leibes
und das Heil für unsere starken und schwachen Seelen.
M: So segne und behüte uns der nahe und der ferne Gott,
der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.
Gemeinde: Amen.
R: ENTLASSUNG
Singet Lob und Preis
Gemeinde: Dank sei Gott, dem Herrn.
LIED: Im Frieden dein, o Herre mein, GL 473,1+3
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