Laudes
am 29.09.2019 (Lesejahr C – 27. SiJ)
Eröffnung Lied 142 (Zu dir, o Gott, erheben wir)
Begrüßung:
Im Namen des Vaters und des
Sohnes und des Heiligen Geistes!
Manchmal denken wir ja, dass
unser Glaube nicht stark genug wäre. Manchmal zweifeln wir, warum wir nicht so
stark und mutig sind, wie wir es uns wünschen. Manchmal fragen wir uns, warum wir
nicht Menschen heilen und Wunder bewirken können, wie die Jünger Jesu.
Im Evangelium hören wir heute,
dass auch Jesu Jünger, die Apostel, so denken. Sie bitten Jesus, dass er ihren
Glauben stärke.
Von Jesus aber kommt eine sehr
bemerkenswerte und irritierende Antwort, ungefähr so: „Wenn ihr Glauben hättet
wie ein Senfkorn, könntet ihr dem Baum auf dem Burgplatz befehlen, dass er sich
entwurzelt und in den Heubach verpflanzt. Und er würde gehorchen!“
Das hört sich erstmal nach
heftiger Kritik und Enttäuschung an!
Kyrie
·
Herr, wir wollen glauben und sind doch – wie
deine ersten Jünger auch – oft unsicher und zweifeln. Herr, erbarme dich!
·
Herr, manchmal sehnen wir uns danach, mit
unserem Glauben erfolgreich zu sein und Wunderbares zu bewirken. Christus,
erbarme dich!
·
Herr, wir wollen auf dein Wort hören und verschließen
doch oft unsere Ohren und unser Herz. Herr, erbarme dich!
Lied 377, 1-2 (O
Jesu, all mein Leben bist du)
Evangelium Lk 17,
5-10
Auslegung
Ganz schön
starker Tobak scheint das zu sein, was Jesus seinen Aposteln hier entgegnet.
Scheinbar wirft er ihnen Kleingläubigkeit in höchstem Maße vor:
„Wenn ihr
Glauben hättet wie ein Senfkorn,
würdet ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen: Entwurzle dich und verpflanz dich ins
Meer! und er würde euch gehorchen.“
Doch wem würde
das nützen?
Niemand hätte
etwas davon, wenn der Maulbeerbaum im Meer versinkt!
Wem nützt es,
zu gehorchen, wenn man anschließend nur sagen kann,
„wir sind unnütze Knechte (im Urtext eigentlich unnütze Sklaven)“?
Wenn man diese
Rede Jesu ironisch versteht (und das darf man vermutlich, weil sie sonst so gar
nicht zu ihm passen würde), dann könnte man auch so formulieren: „Wenn Glaube
bei euch so sein soll, dann seid ihr unnütze Sklaven!“
Unser Glaube
soll nichts erreichen in dem Sinne, dass wir Maulbeerbäume verpflanzen. Er soll
nicht so sein, dass wir den anderen etwas beweisen können.
Gott will
keine Sklaven, er will freie Menschen, die aus Liebe handeln!
Jesus zeigt
das direkt im Anschluss an diese Szene, denn er heilt dort zehn Aussätzige. So
zeigt sich, ob man einen starken Glauben hat, nicht durch das Versetzen von
Bäumen und nicht durch sklavischen Gehorsam.
Als freie
Menschen sind wir zum Leben berufen.
Auch Jesus
befreit sich und den Glauben an Gott.
Er schert sich
nicht um die jüdischen Gebote und Verbote, wenn sie dem Menschen nicht dienen –
so wie er beispielsweise trotz Arbeitsverbot am Sabbat heilt oder eine
Ehebrecherin eben nicht steinigt.
Jesus
verkündet, dass wir nicht mehr Sklaven, sondern Söhne und Töchter Gottes sind!
Auch wenn die
Christen über Jahrhunderte hinweg gehört haben, dass sie gehorsam sein sollten:
Selbst ein
kleiner falsch verstandener Glaube – wie ein Senfkorn – kann zu großer Dummheit
und in die Irre führen.
Befreien wir
uns also davon!
Ein Trost
sicherlich: Mit diesem falschen Streben und mit diesen Missverständnissen
sind wir nicht allein – sogar Jesu engsten Vertrauten ging es so!
Jesus macht es
vor: Der christliche Glaube zeigt sich und erweist sich da, wo wir als Menschen
gefordert sind.
Da, wo wir uns
dem Benachteiligten zuwenden, dem Kranken, dem Obdachlosen, oder, wie Jesus es
formuliert: dem verlorenen Schaf oder dem Aussätzigen.
- Stille -
Lied 468, 1-3 (Gott
gab uns Atem)
Fürbitten:
Herr Jesus, du machst uns frei
als Mitmensch zu leben. Wir bitten dich:
1. Wir
bitten dich, dass wir unseren Glauben mit Freude und in Freiheit leben und
dadurch zeigen, wie du bist.
Du Gott, der uns frei macht: Wir bitten
dich, erhöre uns!
2. Wir
bitten dich, dass wir frei werden vom Streben nach Anerkennung und Macht.
Du Gott, der uns frei macht: Wir bitten
dich, erhöre uns!
3. Wir
bitten dich, dass wir die Menschen wahrnehmen, die uns als Mitmensch brauchen
Du Gott, der uns frei macht: Wir bitten
dich, erhöre uns!
4. Wir
bitten dich, dass wir selbst, aber auch die Verantwortlichen in Kirche und
Staat an einer menschlichen und lebenswerten Welt mitarbeiten.
Du Gott, der uns frei macht: Wir bitten
dich, erhöre uns!
5. Wir
bitten für unsere Verstorbenen, dass sie in deiner Liebe geborgen sind.
Du Gott, der uns frei macht: Wir bitten
dich, erhöre uns!
6. Wir
bitten um unsere persönlichen Anliegen (1/2 min).
Du Gott, der uns frei macht: Wir bitten
dich, erhöre uns!
Guter Vater, wirke du durch
uns und bleibe bei uns in der Freiheit, die du uns schenkst. Darum bitten wir dich
durch Christus unseren Herrn. Amen.
Lied 474, 1-4 (Wenn
wir das Leben teilen)
Vater unser
Segen
Bitten wir Gott um seinen Segen für diesen Tag
und die neue Woche:
Gott segne und behüte uns.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen
Geistes.
Schlusslied: 813,1-3
(Vertraut den neuen Wegen)