Laudes
am 10.07.2016 (Lesejahr C – 15. SiJ)
Eröffnung Lied 81,1-3 (Lobe den Herren)
Begrüßung:
Im Namen des Vaters und des
Sohnes und des Heiligen Geistes!
„Du sollst den Herrn, deinen
Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele,
mit all deiner Kraft und all deinen Gedanken,
und: Deinen Nächsten sollst du lieben wie dich selbst.“
Dies ist das Hauptgebot, das
Jesus seinen Anhängern aufgibt.
Der erste Teil ist das Schema
Israel, das jüdische Hauptgebet,
das jeder fromme Jude am Türpfosten seines Hauses in der Mesusa aufbewahrt
und beim Gebet im Tefillin auf der Stirn trägt.
Aber auch der zweite Teil ist
jüdisches Gesetz, steht schon im 3. Buch Mose.
Heute hören wir im Evangelium von
einem Gesetzeslehrer,
der sich mit Eifer bemüht, nach dem Gesetz Gottes zu leben.
Seine Frage ist wohl echt:
„Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?“ Und er bringt die
Frage noch genauer auf den Punkt: „Und wer ist mein Nächster?“
Diese Frage stellt sich uns ja
auch immer wieder neu:
Was muss ich tun? Wer ist mein Nächster?
Kyrie Lied:
Antwortrufe
Herr, wir wollen dich lieben
aus ganzem Herzen, ganzer Seele und mit allen Kräften und Gedanken. Und dennoch
scheitern wir öfter als wir wollen. Herr, erbarme dich!
Herr, wir wollen unsere
Mitmenschen lieben. Und dennoch scheitern wir jeden Tag wieder. Christus,
erbarme dich!
Herr, du nimmst uns an, du
willst uns, so wie wir sind. Herr, erbarme dich!
Hinführung
Jesus stellt uns im heutigen
Evangelium einen Samariter vor, der sich als Mitmensch, als Nächster erweist.
Die Samariter lehnen die Juden ab, auch Jesus, das haben wir erst vor zwei
Wochen im Evangelium gehört, das steht bei Lukas keine 40 Verse zuvor!
Also einer, von dem man es
überhaupt nicht erwartet, zeigt uns, wie Mitmensch-Sein geht. Der Samariter ist
sich nicht zu schade zu helfen, er fragt nicht nach Nationalität oder Religion,
hat keine Angst vor Blutflecken auf der Kleidung, er führt keine Ausrede an, er
steht nicht gaffend daneben und behindert die Rettungskräfte, wie es heutzutage
leider allzu oft vorkommt.
Nicht die „hohen Herren“ und
Würdenträger sind es oft, die uns Vorbild sein können, sondern manchmal die,
denen wir so etwas nicht zugetraut hätten.
Ich denke da an einen
Bundestagsabgeordneten, der dem Asylpaket II zugestimmt hat, weil er
Deutschlands Hilfsmöglichkeiten für endlich hält.
Und ich denke an einen
Ausländer aus Hausdülmen, der sich mit vollem Einsatz um eine
Flüchtlingsfamilie mit drei kleinen Kindern kümmert, die ansonsten von fast
allen allein gelassen wird.
Ich denke auch an einen
Jugendlichen, der eigentlich ziemlich oft aneckt und für uns Erwachsene unbequem
ist, der sich aber rührend um einen Mitschüler kümmert.
Und noch etwas ist erstaunlich
bei der Antwort Jesu. Denn er kehrt die Frage um. Wir können nicht festlegen,
wer unser Nächster ist, dem wir als Mitmensch begegnen müssen. Wir können nicht
sagen: Unseren Verwandten und Mitbürgern der Stadt müssen wir helfen, allen
Mitchristen auch – und dem Rest nicht. Nein!
Die Frage ist, wer sich als
Mitmensch erweist, da wo es
draufankommt. Und da spielt Verwandtschaft, Freundschaft oder
Religionszugehörigkeit keine Rolle!
Jesus fordert von uns also
aufmerksam und menschlich zu sein, zu jedem,
dessen Not uns auffordert. Wir sollen da sein, wenn es draufankommt.
Der Samariter ändert nicht
sein Leben, er gibt nicht alles, was er hat.
Aber er tut das, was nötig
ist. Er gibt dem anderen, was der braucht.
Lied 449,1+2 (Herr, wir
hören auf dein Wort)
Evangelium Lk 10,25-37
- Stille -
Wenn ich so
auf die letzte Woche blicke, fallen mir Situationen ein, in denen ich zum
Nächsten geworden bin:
Für einen
Arbeitskollegen, der an einer schweren Krankheit leidet, hatte ich beispielsweise
ein offenes Ohr und konnte so seine Sorgen und sein Leid teilen.
Es fallen mir
auch Situationen ein, in denen ich die Gelegenheit verpasst habe, Mitmensch zu
sein, als mich jemand gebraucht hat:
Zum Beispiel
bin ich nicht ans Telefon gegangen, als mich ein guter Freund mit einem großen
Problem anrief, weil ich lieber etwas anderes tun wollte.
Ich lade Sie
ein, auch darüber nachzudenken, wem Sie in der vergangenen Woche zum
Mitmenschen geworden sind – und welche Gelegenheiten, Mitmensch zu werden, Sie
ausgelassen haben.
Weder, um mit der Mitmenschlichkeit zu prahlen, noch um sich selbst anzuklagen,
sondern damit wir aufmerksam werden, wer in der kommenden Woche
uns als Mitmensch braucht, wo wir in der kommenden Woche Gelegenheit haben, für
jemanden der Nächste zu sein.
- Stille -
Lied 458, 1-4 (Selig
seid ihr)
Fürbitten:
Herr Jesus, du hast uns den
Samariter als Vorbild gegeben. Wir bitten dich:
1. Schenke
uns Glauben und Vertrauen in dich, Gott, lass unser Leben und unsere Zeit von
dir gesegnet sein.
Barmherziger Gott: Wir bitten dich,
erhöre uns!
2. Schenke
uns Aufmerksamkeit, damit wir erkennen, wo wir gebraucht werden.
Barmherziger Gott: Wir bitten dich,
erhöre uns!
3. Schenke
uns Mut und Hilfsbereitschaft, damit wir den ersten Schritt der Hilfe wagen.
Barmherziger Gott: Wir bitten dich,
erhöre uns!
4. Schenke
uns offene Augen, offene Ohren und offene Herzen, damit wir die Not unserer
Mitmenschen erkennen.
Barmherziger Gott: Wir bitten dich,
erhöre uns!
5. Schenke
uns einen Nächsten, wenn wir selbst ihn brauchen.
Barmherziger Gott: Wir bitten dich,
erhöre uns!
6. Wir
bitten für unsere Verstorbenen. Du Gott des Lebens, nimm sie auf in deine
Liebe.
Barmherziger Gott: Wir bitten dich,
erhöre uns!
7. Wir bitten
um unsere persönlichen Anliegen (1/2 min).
Barmherziger Gott: Wir bitten dich,
erhöre uns!
Barmherziger Gott, du kennst
unsere Nöte und unsere Schwächen. Du bist auf unserer Seite. Darum bitten wir dich
durch Christus unseren Herrn. Amen.
Lied 455, 1-3 (Alles
meinem Gott zu Ehren)
Vater unser
Eine schöne kurze Geschichte über das
Unerwartete möchte ich Ihnen noch vorlesen, auch wenn sie nicht ganz passt:
Typisch!
Segen
Bitten wir Gott um seinen Segen für diesen Tag
und die neue Woche:
Gott segne und behüte uns.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen
Geistes.
Schlusslied: 81,5+6
(Lobe den Herren)