Laudes
am 24.02.2019 (Lesejahr C – 7. Sonntag im Jahreskreis)
Eröffnung Lied GL 721 (Du hast uns Herr gerufen)
Begrüßung:
Im Namen des Vaters und des
Sohnes und des Heiligen Geistes.
Sie kennen alle ein Bild des
Straßenkünstlers Banksy. Es hat sich kurz nach einer Auktion bei Sotheby’s selbst
geschreddert und ist dadurch weltberühmt geworden.
Eigentlich sprüht Banksy,
dessen Gesicht man nicht einmal kennt, Graffitis an Wände, überall auf der
Welt.
Eines der berühmtesten Werke
von Banksy findet sich im Westjordanland, in Bethlehem. Ein junger Mann im
Straßenkampf, das Gesicht halb verhüllt mit einem Halstuch. Doch statt eines
Molotow-Cocktails oder Steins hält er einen Strauß bunter Blumen in der Hand.
https://www.sueddeutsche.de/kultur/street-art-so-politisch-ist-banksys-kunst-1.2834857-5
So ein Verhalten ist doch
weltfremd. Kein Mensch wirft seinen Feinden Blumen entgegen. Und doch ist es
das, was Jesus in der heutigen Frohen Botschaft von uns fordert: Liebt eure
Feinde! Tut Gutes denen, die euch hassen!
Er will, dass wir die
Gewaltspirale mit Liebe durchbrechen.
Er will, dass wir anders sind,
dass wir an Gottes Reich mitbauen.
Kyrie:
·
Herr,
an vielen Stellen unseres Lebens begegnet uns Feindschaft und Gewalt, im Großen
wie im Kleinen. Herr, erbarme dich.
·
Herr,
auch wir selbst reagieren feindlich und aggressiv, wenn uns jemand in die Quere
kommt. Christus, erbarme dich.
·
Herr,
wir wollen deinen Weg gehen, doch manchmal fehlen uns die Ideen und der Mut,
liebevoll zu sein. Herr, erbarme dich.
Lied
474,1+3+4 (Wenn wir das Leben teilen)
Evangelium Lk 6,27-38
Auslegung
Feindesliebe
ist weltfremd. Politiker werfen den Christen vor, mit der Bergpredigt lasse
sich nicht regieren. Allerdings hat das auch noch nie jemand versucht. Wir
haben uns daran gewöhnt, dass auf Feindschaft mit Feindschaft reagiert wird.
Und alles
andere ist manchmal auch schwer zu ertragen. Gerade in diesen Tagen stellt sich
die Frage, wie wir mit den IS-Rückkehrern umgehen sollen. Wenn eine immer noch
überzeugte IS-Aktivistin fordert, dass wir barmherzig sein sollten, damit sie
ihr Kind in einer Demokratie großziehen kann, so bringt uns das sicherlich an
unsere Grenzen des Erträglichen.
Aber Jesus
schließt das ausdrücklich nicht aus. Sein Gebot ist umfassend!
Weltfremd
diese Forderung?
Ja – und
deswegen christlich! Wenn wir nur das täten und glaubten, was „die Welt“ tut
und glaubt, was machte uns dann aus?
Was änderte
sich, wenn Christen nicht anders wären?
Feindesliebe
heißt keinesfalls, dass wir die Taten der Feinde gutheißen. Aber die Feinde als
Geschöpfe Gottes zu lieben und sie dadurch zurückzuholen in die Gemeinschaft
der Kinder Gottes, das wäre eine lohnende Sache.
Wenn wir der
IS-Aktivistin mit soviel Liebe begegnen könnten, dass sie deswegen ihr Kind gut
erzieht und ihm ein Leben als wertvolles Mitglied der Gesellschaft eröffnet,
wäre viel erreicht, viel verändert.
Wir sind im
Alltag meistens in weniger schwierigen Situationen gefordert. Aber wie wäre es,
wenn wir unseren Partner oder unser Kind im Streit liebevoll umarmen, wenn wir
dem Nachbarn ein freundliches Wort sagen, obschon wir uns gerade über ihn
geärgert haben oder wenn wir einen Arbeitskollegen, mit dem wir im Clinch
liegen, für etwas ehrlich loben?
- Stille -
Gemeinsames Gebet Micha
4 (nach H.D. Hüsch)
Lied 839 (Wo Menschen
sich vergessen)
Fürbitten
Guter Gott, du forderst
uns heraus, damit wir die Welt verändern. Dir tragen wir unsere Bitten vor:
1.
Für
alle, die unter Gewalt und Krieg leiden,
dass ihr Leiden beendet wird und sie im Frieden sein können.
Gott, unser Vater (Wir bitten dich, erhöre uns)
2.
Für
alle, die schuldig geworden und in ihrem Hass gefangen sind,
dass sei einen Ausweg aus den feindlichen Strukturen finden.
Gott, unser Vater
3.
Für
alle, die in ihren Partnerschaften und Familien zerstritten sind,
dass sie wieder liebevoll aufeinander zugehen können.
Gott, unser Vater
4.
Für
unsere Kirche,
dass sie ein glaubwürdiges Beispiel der Liebe Gottes geben kann.
Gott, unser Vater
5.
Für
unsere Politiker,
dass sie mit guten Ideen und Engagement an einer friedlichen Welt arbeiten.
Gott, unser Vater
6.
Für
unsere Verstorbenen,
dass du sie in deinem Frieden leben lässt. Gott, unser Vater
7.
Wir
beten für unsere persönlichen Anliegen (1/2 min).
Gott unser Vater
Guter Vater,
du willst, dass wir in deinem Frieden leben. Darum bitten wir dich durch
Christus, unseren Herrn. Amen.
Lied: GL 813,1-2 (Vertraut den neuen Wegen)
Vater unser
Segen
Bitten wir Gott darum, dass es uns in dieser
Woche gelingt, mit Blumen statt mit Steinen zu werfen.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen
Geistes.
Schlusslied: GL 834 (Herr,
wir bitten komm und segne uns)
Evangelium
27 Euch aber, die ihr zuhört, sage ich: Liebt eure Feinde;
tut denen Gutes, die euch hassen!
28 Segnet die, die euch verfluchen; betet für die, die euch
beschimpfen!
29 Dem, der dich auf die eine Wange schlägt, halt auch die
andere hin und dem, der dir den Mantel wegnimmt, lass auch das Hemd!
30 Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir jemand das
Deine wegnimmt, verlang es nicht zurück!
31 Und wie ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen,
das tut auch ihr ihnen!
32 Wenn ihr die liebt, die euch lieben, welchen Dank
erwartet ihr dafür? Denn auch die Sünder lieben die, von denen sie geliebt
werden.
33 Und wenn ihr denen Gutes tut, die euch Gutes tun,
welchen Dank erwartet ihr dafür? Das tun auch die Sünder.
34 Und wenn ihr denen Geld leiht, von denen ihr es
zurückzubekommen hofft, welchen Dank erwartet ihr dafür? Auch die Sünder leihen
Sündern, um das Gleiche zurückzubekommen.
35 Doch ihr sollt eure Feinde lieben und Gutes tun und
leihen, wo ihr nichts zurückerhoffen könnt. Dann wird euer Lohn groß sein und
ihr werdet Söhne des Höchsten sein; denn auch er ist gütig gegen die
Undankbaren und Bösen.
36 Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!
37 Richtet nicht, dann werdet auch ihr nicht gerichtet
werden! Verurteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden! Erlasst
einander die Schuld, dann wird auch euch die Schuld erlassen werden!
38 Gebt, dann wird auch euch gegeben werden! Ein gutes,
volles, gehäuftes, überfließendes Maß wird man euch in den Schoß legen; denn
nach dem Maß, mit dem ihr messt, wird auch euch zugemessen werden.
Weltfremd
Wer denkt
dass die Feindesliebe
unpraktisch ist
der bedenkt nicht
die praktischen Folgen
der Folgen
des Feindeshasses (Erich Fried 1987)