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LesejahrC Weihnachten

Fest der Hl. Familie 30.12.2018

2/18/2022 (Wilfried Hölscher, Pfarrei St. Viktor, Dülmen)

Laudes am 30.12.2018 (Lesejahr C – Fest der Hl. Familie)

Die Hl. Familie aus der Krippe steht auf dem Altar

Eröffnung Lied GL 239,1-3 (Zu Betlehem geboren)

 

Begrüßung:

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Heute feiern wir das Fest der Heiligen Familie.

Manchmal haben wir den Eindruck, dass sich Familien auflösen oder sich mindestens ganz grundlegend verändern.

Die Ehe (die standesamtliche und auch die kirchliche) hat an Bedeutung verloren; Scheidungen und uneheliche Lebensgemeinschaften nehmen deutlich zu. Verändert hat sich aber auch, dass Frauen und Kinder mehr Rechte haben und Entscheidungen in den Familien gemeinsam getroffen werden.

 

Familie ist auch heute in Deutschland – trotz allen Wandels – für alle Generationen ein ganz hohes Gut.

Nach wie vor ist die überwiegende Mehrheit der Menschen der Überzeugung, dass es für ein Kind am besten sei, wenn es von seiner Mutter betreut wird.

Nach wie vor haben die meisten den Wunsch, in einer Partnerschaft zu leben und nicht etwa allein oder polygam.

Und nach wie vor wird das Familienleben für das Lebensglück der Menschen am höchsten bewertet. Gerade Kindern und Jugendlichen ist Familie so wichtig wie lange nicht.

 

Kyrie:

·        Herr, wir stehen vor dir mit den Unsicherheiten und Herausforderungen unseres Lebens. Herr, erbarme dich. (Herr, erbarme dich.)

·        Herr, wir sehnen uns nach liebevollen und partnerschaftlichen Beziehungen in unseren Familien. Christus, erbarme dich. (Christus, erbarme dich.)

·        Herr, wir sind dankbar für die glücklichen Zeiten, die wir in unseren Familien erleben dürfen. Herr, erbarme dich. (Herr, erbarme dich.)

 

Lied 760,1-3 (O selige Nacht)

 

Evangelium Lk 2,41-52

 

Lied 760,4 (O selige Nacht)


Auslegung

 

Wenn wir das Evangelium – abseits der christologischen Themen – unter dem Aspekt der Familie lesen, kommt uns manches bekannt vor, anderes macht uns stutzig.

·        Josef und Maria sind keine Helikoptereltern, die ihren Sohn ständig kontrollieren. Offenbar kam Jesus ganz gut klar und hatte seine Freiheiten. Zumindest mal einen ganzen Tag lang weg zu sein, war für seine Eltern anscheinend kein Problem. Manchen unserer Kinder fehlt diese Freiheit.

·        Wenn’s drauf ankommt, tun Maria und Josef alles für ihr Kind. Eine ganze Tagesreise kehren sie um, suchen drei Tage lang bis sie ihn finden. Sie leiden schmerzhafte Angst um ihn. Sorge um das Kind kennen wohl alle Eltern.

·        Die religiöse Erziehung der heiligen Eltern scheint nicht so gewesen zu sein, dass der Tempel aus ihrer Sicht ein möglicher Aufenthaltsort für ihr Kind gewesen wäre, sonst hätten sie ihn wohl eher gefunden und wären nicht so erstaunt gewesen. Religiöse Erziehung ist auch in unserer Zeit und Umwelt eine schwierige Aufgabe.

·        Und Josef und Maria machen die gleiche Erfahrung wie alle Eltern. Oder anders herum, macht Jesus die gleiche Erfahrung wie alle Jugendlichen unserer Zeit: „Meine Eltern verstehen mich nicht.“ Jesus entwickelt in Auseinandersetzung mit den Ideen seiner Zeit einen eigenen Lebensentwurf. Er wird – für uns Eltern immer ein bisschen unerträglich – erwachsen und selbständig.

·        Doch Maria gibt die richtige Antwort auf diese typischen, innerfamiliären Verständnisschwierigkeiten. Sie reagiert mit Liebe, sie bewahrt alles in ihrem Herzen. Ein Gelingensrezept, das auch heute noch gilt.

Das macht wohl das Heilige der Familie aus, dass sich hier Gottes Liebe ohne Wenn und Aber, bedingungslos zeigt.

 

 

Lied 248,1-2 (Ihr Kinderlein, kommet)

 


Fürbitten

Gott, du bist zu uns wie ein guter Vater oder eine liebende Mutter.
In kindlichem Vertrauen wenden wir uns mit unseren Bitten an dich:

 

1.   Wir bitten dich für die Kinder, die in unseren Familien leben. Schenke ihnen liebevolle Geborgenheit, in der sie groß und stark werden können.
Gott, unser Vater:
Wir bitten dich, erhöre uns.

2.   Wir bitten dich für die Kinder, die keine Familie mehr haben; besonders für die vielen Kinder, die allein auf der Flucht sind. Schenke ihnen Menschen, die sich ihrer liebevoll annehmen.
Gott, unser Vater:
Wir bitten dich, erhöre uns.

3.   Wir bitten dich für alle Eltern, die sich um eine gute Erziehung ihrer Kinder bemühen. Stärke sie mit Liebe und Vertrauen, wenn sie an ihre Grenzen kommen und lass sie die wunderbaren Stunden in ihren Familien genießen.
Gott, unser Vater:
Wir bitten dich, erhöre uns.

4.   Wir bitten für alle Paare, die es schwer miteinander haben. Sei bei ihnen in ihren Beziehungen, zeige ihnen gute Lebenswege auf und stärke ihre Liebe zueinander.
Gott, unser Vater:
Wir bitten dich, erhöre uns.

5.   Wir bitten dich für die Großeltern und alle Menschen, die mit Lebenserfahrung auf die jüngeren Leute schauen. Schenke ihnen Geduld und Liebe, Veränderungen zu akzeptieren, und die Klugheit, Unterstützung und Rat dort zu geben, wo sie gebraucht werden.
Gott, unser Vater:
Wir bitten dich, erhöre uns.

6.   Wir bitten dich für unsere Kirche und für die Regierenden, dass sie die Familien gut begleiten und unterstützen, damit das Leben gelingt.
Gott, unser Vater:
Wir bitten dich, erhöre uns.

7.   Wir bitten dich für alle Verstorbenen, die uns voraus gegangen sind, denen wir dankbar und in Liebe verbunden sind.
Gott, unser Vater:
Wir bitten dich, erhöre uns.

8.   Wir beten für unsere persönlichen Anliegen (  min).
Gott, unser Vater:
Wir bitten dich, erhöre uns.

 

Guter Gott, du weißt, was wir brauchen, noch ehe wir es erbitten. In diesem Vertrauen bitten wir dich durch Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Lied 762,1+3 (Kommet, ihr Hirten)

 

Vater unser

 

Segen

Es segne und behüte uns der gute Gott.

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

 

Schlusslied:


 

 

Evangelium Lk 2,41-52

 

Der zwölfjährige Jesus im Tempel

41 Die Eltern Jesu gingen jedes Jahr zum Paschafest nach Jerusalem.

42 Als er zwölf Jahre alt geworden war, zogen sie wieder hinauf, wie es dem Festbrauch entsprach.

43 Nachdem die Festtage zu Ende waren, machten sie sich auf den Heimweg. Der Knabe Jesus aber blieb in Jerusalem, ohne dass seine Eltern es merkten.

44 Sie meinten, er sei in der Pilgergruppe, und reisten eine Tagesstrecke weit; dann suchten sie ihn bei den Verwandten und Bekannten.

45 Als sie ihn nicht fanden, kehrten sie nach Jerusalem zurück und suchten nach ihm.

46 Da geschah es, nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel; er saß mitten unter den Lehrern, hörte ihnen zu und stellte Fragen.

47 Alle, die ihn hörten, waren erstaunt über sein Verständnis und über seine Antworten.

48 Als seine Eltern ihn sahen, waren sie voll Staunen und seine Mutter sagte zu ihm: Kind, warum hast du uns das angetan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht.

49 Da sagte er zu ihnen: Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?

50 Doch sie verstanden das Wort nicht, das er zu ihnen gesagt hatte.

51 Dann kehrte er mit ihnen nach Nazaret zurück und war ihnen gehorsam. Seine Mutter bewahrte all die Worte in ihrem Herzen.

52 Jesus aber wuchs heran und seine Weisheit nahm zu und er fand Gefallen bei Gott und den Menschen.  

 


 

http://www.bpb.de/politik/grundfragen/deutsche-verhaeltnisse-eine-sozialkunde/138019/familie-in-deutschland?p=all

(29.12.18)

 

Familie in Deutschland – Stabilität und Wandel

Die Entwicklung der Familie in Deutschland seit den 1960er-Jahren ist durch die Gleichzeitigkeit von ausgeprägtem Wandel und bemerkenswerter Beständigkeit gekennzeichnet. Zahlreiche Analysen, die auf die stattfindenden Veränderungen gerichtet sind, vermitteln den Eindruck, die Familie löse sich auf oder verändere ihren Charakter grundlegend. Dieser Eindruck vergeht nach einem Blick auf einige der vom Wandel bislang wenig tangierten Merkmale der Familie.

 

Die Beständigkeit der Mutter- und Vaterrolle

 

Ein Merkmal, das sich als besonders stabil und wandlungsresistent erwiesen hat, sind die Elternrollen. Diese sind, in den alten Bundesländern, trotz vordergründigen Wandels im Kern bislang weitgehend unverändert geblieben. Dominierend ist nach wie vor die Überzeugung, dass es für die gedeihliche Entwicklung des Kindes am besten sei, wenn es von seiner Mutter betreut wird. Daher obliegt die Hauptzuständigkeit für die Pflege und Erziehung der Kinder normativ – und meist auch faktisch – nach wie vor der Frau. Der Mann hingegen trägt als Ernährer weiterhin die Hauptverantwortung für die materielle Versorgung der Familie. Zwar wird von den Vätern mittlerweile erwartet, dass sie sich stärker an der Hausarbeit und Kindererziehung beteiligen, doch in der Realität sind es in der Regel immer noch die Frauen, die nach der Geburt eines Kindes ihre Erwerbstätigkeit einschränken oder vorübergehend ganz aufgeben, während die jungen Väter oft noch mehr Erwerbsarbeit leisten als vor der Geburt. Die gestiegene Nachfrage nach den Vätermonaten im Rahmen der Elternzeit mag ein Indikator für einen hier langsam einsetzenden Wandel sein, ein Beleg für eine grundlegende Veränderung des Verhaltens ist sie noch nicht, verzichten doch derzeit drei von vier Vätern auf Elternzeit und jene, die sie in Anspruch nehmen, entscheiden sich meist nur für die Mindestdauer von zwei Monaten.

 

Der Vorrang der Paarbeziehung und die fortbestehende hohe Wertschätzung von Familie

 

Neben den Elternrollen ist ein weiteres zentrales Merkmal der Familie in Deutschland und in ganz Europa vom Wandel so gut wie nicht erfasst. Es handelt sich um das ausgeprägte Bestreben der Menschen, in einer Partnerschaft zu leben und nicht etwa allein oder polygam – eine in Zeiten des beschleunigten Wandels durchaus bemerkenswerte Tatsache. Außerhalb der Ehe wären Konstellationen mit mehreren Partnern prinzipiell möglich. Dass sie nicht praktiziert und für erstrebenswert erachtet werden, zeigt die Stabilität und Bedeutung der Paarorientierung auch in der gegenwärtigen Gesellschaft.

 

Ein drittes kaum verändertes Merkmal ist die hohe Bedeutung, die das Familienleben für das allgemein empfundene Lebensglück der Menschen hat. Nicht etwa Erfolg im Beruf, Spaß in der Freizeit oder intensive Konsummöglichkeiten werden für das subjektive Wohlbefinden am höchsten bewertet, sondern eine gute Partnerschaft und ein glückliches Familienleben. Dieser Befund ist ein wichtiger Beleg für die fortbestehende hohe Wertschätzung der Familie in unserer Gesellschaft.

 

De-Institutionalisierung der Ehe

 

Seit Jahrzehnten finden tiefgreifende Veränderungen statt, die Wesen und Gestalt von Familie und das Verhältnis von Familie und Gesellschaft betreffen. An erster Stelle sind hier Prozesse der De-Institutionalisierung der Ehe zu nennen und ein damit verbundener Bedeutungsrückgang sozialer Normierung und sozialer Kontrolle des Familienlebens. Im Zuge der gesellschaftlichen Modernisierung wandelte sich die Institution Ehe von einer auf Schutz und Unterdrückung basierenden Sozialform (Giddens 1993), die sozial intensiv kontrolliert war und auf gesellschaftlich gesetzten starren Regeln beruhte, zu einer individuell gestaltbaren Partnerschaft, die mit bestimmten Verpflichtungen und Privilegien verbunden ist. Ehe war und ist ein Ordnungsrahmen. Seine Grenzen waren früher enger und sie sind heute weiter gefasst. Im Verlauf dieser Entwicklung hat sich die ehemals enge Verknüpfung von Ehe mit Familie, Elternschaft, Sexualität und Zusammenleben in einem gemeinsamen Haushalt gelockert. Was noch in den 1960er-Jahren kaum möglich und mit erheblichen Sanktionen verbunden war, etwa unverheiratetes Zusammenwohnen, ledige Elternschaft oder Sexualität außerhalb der Ehe, ist heute Normalität und weitgehend frei von sozialen Bewertungen. Als eine wesentliche Folge der De-Institutionalisierung der Ehe haben die Vielfalt der Lebensformen und die Vielgestaltigkeit der Familienentwicklung in moderatem Umfang zugenommen.

 

Wandel der Binnenstruktur und des normativen Grundverständnisses der Familie

 

Ein zweiter markanter Wandel betrifft die Partner- und die Eltern-Kind-Beziehung. Beide haben sich von hierarchisch strukturierten, auf Abhängigkeit, Befehl und Gehorsam basierenden zu egalitären, partnerschaftlich organisierten Beziehungen gewandelt. So wurde die Entwicklung der familialen Binnenstrukturen als Übergang vom "Befehls- zum Verhandlungshaushalt" interpretiert (Beck/Beck-Gernsheim 1989). Im Zuge dieser Entwicklung hat sich das traditionelle Machtgefüge in der Familie, das auf der Unterordnung von Frauen und Kindern unter die männliche Herrschaft gründete, weitgehend aufgelöst. Entscheidungen werden heute in der Regel nicht mehr vom "Familienvorstand" getroffen, sondern gemeinsam, wobei an den Entscheidungsprozessen zunehmend auch die Kinder beteiligt sind.

 

Eine weitere bedeutsame Dimension des Wandels betrifft das normative Grundverständnis von Familie, das offener und viel flexibler geworden ist. Menschen können heute in weitgesteckten Grenzen ihre Familie individuell leben und gestalten, sie sind nicht mehr wie früher an strikte institutionelle Vorgaben und Regelungen gebunden. Wie Familie gelebt und was darunter verstanden wird, wird dadurch variantenreicher. Typische biografische Übergänge wie Heirat oder Elternschaft, vor Jahrzehnten selbstverständliche Bestandteile der meisten Biografien in Deutschland, sind zur Option geworden. Sie finden seltener und im Lebensverlauf deutlich später statt. Die merkliche Zunahme von Trennungen und Scheidungen pluralisiert die Verlaufsmuster zusätzlich.

Keine Krise der Familie

 

Der Wandel in der jüngeren Vergangenheit hat die Familie fraglos verändert. Eine Auflösung grundlegender Regelmäßigkeiten von Familienstruktur und Familienentwicklung hat jedoch nicht stattgefunden und keine Anzeichen deuten darauf hin, dass dies alsbald geschieht. Die feststellbaren Veränderungen sind Ausdruck eines fortlaufenden historischen Wandels der Familie und keine typische Erscheinung der Gegenwart. Daher geben die gegenwärtigen Entwicklungen der Familie keinen Anlass für Krisenszenarien.