Laudes
am 30.12.2018 (Lesejahr C – Fest der Hl. Familie)
Die Hl.
Familie aus der Krippe steht auf dem Altar
Eröffnung Lied GL 239,1-3 (Zu Betlehem geboren)
Begrüßung:
Im Namen des Vaters und des
Sohnes und des Heiligen Geistes.
Heute feiern wir das Fest der
Heiligen Familie.
Manchmal haben wir den
Eindruck, dass sich Familien auflösen oder sich mindestens ganz grundlegend verändern.
Die Ehe (die standesamtliche
und auch die kirchliche) hat an Bedeutung verloren; Scheidungen und uneheliche
Lebensgemeinschaften nehmen deutlich zu. Verändert hat sich aber auch, dass Frauen
und Kinder mehr Rechte haben und Entscheidungen in den Familien gemeinsam
getroffen werden.
Familie ist auch heute in
Deutschland – trotz allen Wandels – für alle Generationen ein ganz hohes Gut.
Nach wie vor ist die
überwiegende Mehrheit der Menschen der Überzeugung, dass es für ein Kind am
besten sei, wenn es von seiner Mutter betreut wird.
Nach wie vor haben die meisten
den Wunsch, in einer Partnerschaft zu leben und nicht etwa allein oder polygam.
Und nach wie vor wird das
Familienleben für das Lebensglück der Menschen am höchsten bewertet. Gerade
Kindern und Jugendlichen ist Familie so wichtig wie lange nicht.
Kyrie:
·
Herr, wir stehen vor
dir mit den Unsicherheiten und Herausforderungen unseres Lebens. Herr, erbarme
dich. (Herr,
erbarme dich.)
·
Herr, wir sehnen uns
nach liebevollen und partnerschaftlichen Beziehungen in unseren Familien.
Christus, erbarme dich. (Christus,
erbarme dich.)
·
Herr, wir sind dankbar
für die glücklichen Zeiten, die wir in unseren Familien erleben dürfen. Herr,
erbarme dich. (Herr,
erbarme dich.)
Lied 760,1-3 (O
selige Nacht)
Evangelium Lk 2,41-52
Lied 760,4 (O selige
Nacht)
Auslegung
Wenn wir das
Evangelium – abseits der christologischen Themen – unter dem Aspekt der Familie
lesen, kommt uns manches bekannt vor, anderes macht uns stutzig.
·
Josef
und Maria sind keine Helikoptereltern, die ihren Sohn ständig kontrollieren.
Offenbar kam Jesus ganz gut klar und hatte seine Freiheiten. Zumindest mal
einen ganzen Tag lang weg zu sein, war für seine Eltern anscheinend kein
Problem. Manchen unserer Kinder fehlt diese Freiheit.
·
Wenn’s
drauf ankommt, tun Maria und Josef alles für ihr Kind. Eine ganze Tagesreise
kehren sie um, suchen drei Tage lang bis sie ihn finden. Sie leiden
schmerzhafte Angst um ihn. Sorge um das Kind kennen wohl alle Eltern.
·
Die
religiöse Erziehung der heiligen Eltern scheint nicht so gewesen zu sein, dass
der Tempel aus ihrer Sicht ein möglicher Aufenthaltsort für ihr Kind gewesen
wäre, sonst hätten sie ihn wohl eher gefunden und wären nicht so erstaunt
gewesen. Religiöse Erziehung ist auch in unserer Zeit und Umwelt eine
schwierige Aufgabe.
·
Und
Josef und Maria machen die gleiche Erfahrung wie alle Eltern. Oder anders
herum, macht Jesus die gleiche Erfahrung wie alle Jugendlichen unserer Zeit:
„Meine Eltern verstehen mich nicht.“ Jesus entwickelt in Auseinandersetzung mit
den Ideen seiner Zeit einen eigenen Lebensentwurf. Er wird – für uns Eltern
immer ein bisschen unerträglich – erwachsen und selbständig.
·
Doch
Maria gibt die richtige Antwort auf diese typischen, innerfamiliären
Verständnisschwierigkeiten. Sie reagiert mit Liebe, sie bewahrt alles in ihrem
Herzen. Ein Gelingensrezept, das auch heute noch gilt.
Das macht wohl
das Heilige der Familie aus, dass sich hier Gottes Liebe ohne Wenn und Aber,
bedingungslos zeigt.
Lied 248,1-2 (Ihr
Kinderlein, kommet)
Fürbitten
Gott, du bist zu uns wie ein guter Vater
oder eine liebende Mutter.
In kindlichem Vertrauen wenden wir uns mit unseren Bitten an dich:
1. Wir bitten dich für die Kinder, die
in unseren Familien leben. Schenke ihnen liebevolle Geborgenheit, in der sie
groß und stark werden können.
Gott, unser Vater: Wir
bitten dich, erhöre uns.
2. Wir bitten dich für die Kinder, die
keine Familie mehr haben; besonders für die vielen Kinder, die allein auf der
Flucht sind. Schenke ihnen Menschen, die sich ihrer liebevoll annehmen.
Gott, unser Vater: Wir
bitten dich, erhöre uns.
3. Wir bitten dich für alle Eltern, die
sich um eine gute Erziehung ihrer Kinder bemühen. Stärke sie mit Liebe und
Vertrauen, wenn sie an ihre Grenzen kommen und lass sie die wunderbaren Stunden
in ihren Familien genießen.
Gott, unser Vater: Wir
bitten dich, erhöre uns.
4. Wir bitten für alle Paare, die es
schwer miteinander haben. Sei bei ihnen in ihren Beziehungen, zeige ihnen gute
Lebenswege auf und stärke ihre Liebe zueinander.
Gott, unser Vater: Wir
bitten dich, erhöre uns.
5. Wir bitten dich für die Großeltern
und alle Menschen, die mit Lebenserfahrung auf die jüngeren Leute schauen.
Schenke ihnen Geduld und Liebe, Veränderungen zu akzeptieren, und die Klugheit,
Unterstützung und Rat dort zu geben, wo sie gebraucht werden.
Gott, unser Vater: Wir
bitten dich, erhöre uns.
6. Wir bitten dich für unsere Kirche
und für die Regierenden, dass sie die Familien gut begleiten und unterstützen,
damit das Leben gelingt.
Gott, unser Vater: Wir
bitten dich, erhöre uns.
7. Wir bitten dich für alle Verstorbenen,
die uns voraus gegangen sind, denen wir dankbar und in Liebe verbunden sind.
Gott, unser Vater: Wir
bitten dich, erhöre uns.
8. Wir beten für unsere persönlichen
Anliegen (
min).
Gott, unser Vater: Wir bitten dich, erhöre uns.
Guter Gott, du weißt, was wir
brauchen, noch ehe wir es erbitten. In diesem Vertrauen bitten wir dich durch
Christus, unseren Herrn. Amen.
Lied 762,1+3 (Kommet,
ihr Hirten)
Vater unser
Segen
Es segne und behüte uns der gute Gott.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen
Geistes.
Schlusslied:
Evangelium Lk 2,41-52
Der zwölfjährige Jesus im
Tempel
41 Die
Eltern Jesu gingen jedes Jahr zum Paschafest nach Jerusalem.
42 Als
er zwölf Jahre alt geworden war, zogen sie wieder hinauf, wie es dem Festbrauch
entsprach.
43
Nachdem die Festtage zu Ende waren, machten sie sich auf den Heimweg. Der Knabe
Jesus aber blieb in Jerusalem, ohne dass seine Eltern es merkten.
44 Sie
meinten, er sei in der Pilgergruppe, und reisten eine Tagesstrecke weit; dann
suchten sie ihn bei den Verwandten und Bekannten.
45 Als
sie ihn nicht fanden, kehrten sie nach Jerusalem zurück und suchten nach ihm.
46 Da
geschah es, nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel; er saß mitten unter den
Lehrern, hörte ihnen zu und stellte Fragen.
47
Alle, die ihn hörten, waren erstaunt über sein Verständnis und über seine
Antworten.
48 Als
seine Eltern ihn sahen, waren sie voll Staunen und seine Mutter sagte zu ihm:
Kind, warum hast du uns das angetan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit
Schmerzen gesucht.
49 Da
sagte er zu ihnen: Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in
dem sein muss, was meinem Vater gehört?
50
Doch sie verstanden das Wort nicht, das er zu ihnen gesagt hatte.
51
Dann kehrte er mit ihnen nach Nazaret zurück und war ihnen gehorsam. Seine
Mutter bewahrte all die Worte in ihrem Herzen.
52
Jesus aber wuchs heran und seine Weisheit nahm zu und er fand Gefallen bei Gott
und den Menschen.
http://www.bpb.de/politik/grundfragen/deutsche-verhaeltnisse-eine-sozialkunde/138019/familie-in-deutschland?p=all
(29.12.18)
Familie in Deutschland –
Stabilität und Wandel
Die Entwicklung der Familie in
Deutschland seit den 1960er-Jahren ist durch die Gleichzeitigkeit von
ausgeprägtem Wandel und bemerkenswerter Beständigkeit gekennzeichnet.
Zahlreiche Analysen, die auf die stattfindenden Veränderungen gerichtet sind,
vermitteln den Eindruck, die Familie löse sich auf oder verändere ihren
Charakter grundlegend. Dieser Eindruck vergeht nach einem Blick auf einige der
vom Wandel bislang wenig tangierten Merkmale der Familie.
Die Beständigkeit der Mutter-
und Vaterrolle
Ein Merkmal, das sich als
besonders stabil und wandlungsresistent erwiesen hat, sind die Elternrollen.
Diese sind, in den alten Bundesländern, trotz vordergründigen Wandels im Kern
bislang weitgehend unverändert geblieben. Dominierend ist nach wie vor die
Überzeugung, dass es für die gedeihliche Entwicklung des Kindes am besten sei,
wenn es von seiner Mutter betreut wird. Daher obliegt die Hauptzuständigkeit
für die Pflege und Erziehung der Kinder normativ – und meist auch faktisch –
nach wie vor der Frau. Der Mann hingegen trägt als Ernährer weiterhin die
Hauptverantwortung für die materielle Versorgung der Familie. Zwar wird von den
Vätern mittlerweile erwartet, dass sie sich stärker an der Hausarbeit und
Kindererziehung beteiligen, doch in der Realität sind es in der Regel immer
noch die Frauen, die nach der Geburt eines Kindes ihre Erwerbstätigkeit
einschränken oder vorübergehend ganz aufgeben, während die jungen Väter oft
noch mehr Erwerbsarbeit leisten als vor der Geburt. Die gestiegene Nachfrage
nach den Vätermonaten im Rahmen der Elternzeit mag ein Indikator für einen hier
langsam einsetzenden Wandel sein, ein Beleg für eine grundlegende Veränderung
des Verhaltens ist sie noch nicht, verzichten doch derzeit drei von vier Vätern
auf Elternzeit und jene, die sie in Anspruch nehmen, entscheiden sich meist nur
für die Mindestdauer von zwei Monaten.
Der Vorrang der Paarbeziehung
und die fortbestehende hohe Wertschätzung von Familie
Neben den Elternrollen ist ein
weiteres zentrales Merkmal der Familie in Deutschland und in ganz Europa vom
Wandel so gut wie nicht erfasst. Es handelt sich um das ausgeprägte Bestreben
der Menschen, in einer Partnerschaft zu leben und nicht etwa allein oder
polygam – eine in Zeiten des beschleunigten Wandels durchaus bemerkenswerte
Tatsache. Außerhalb der Ehe wären Konstellationen mit mehreren Partnern
prinzipiell möglich. Dass sie nicht praktiziert und für erstrebenswert erachtet
werden, zeigt die Stabilität und Bedeutung der Paarorientierung auch in der
gegenwärtigen Gesellschaft.
Ein drittes kaum verändertes
Merkmal ist die hohe Bedeutung, die das Familienleben für das allgemein
empfundene Lebensglück der Menschen hat. Nicht etwa Erfolg im Beruf, Spaß in
der Freizeit oder intensive Konsummöglichkeiten werden für das subjektive
Wohlbefinden am höchsten bewertet, sondern eine gute Partnerschaft und ein
glückliches Familienleben. Dieser Befund ist ein wichtiger Beleg für die
fortbestehende hohe Wertschätzung der Familie in unserer Gesellschaft.
De-Institutionalisierung der
Ehe
Seit Jahrzehnten finden
tiefgreifende Veränderungen statt, die Wesen und Gestalt von Familie und das
Verhältnis von Familie und Gesellschaft betreffen. An erster Stelle sind hier
Prozesse der De-Institutionalisierung der Ehe zu nennen und ein damit
verbundener Bedeutungsrückgang sozialer Normierung und sozialer Kontrolle des
Familienlebens. Im Zuge der gesellschaftlichen Modernisierung wandelte sich die
Institution Ehe von einer auf Schutz und Unterdrückung basierenden Sozialform
(Giddens 1993), die sozial intensiv kontrolliert war und auf gesellschaftlich
gesetzten starren Regeln beruhte, zu einer individuell gestaltbaren
Partnerschaft, die mit bestimmten Verpflichtungen und Privilegien verbunden
ist. Ehe war und ist ein Ordnungsrahmen. Seine Grenzen waren früher enger und
sie sind heute weiter gefasst. Im Verlauf dieser Entwicklung hat sich die
ehemals enge Verknüpfung von Ehe mit Familie, Elternschaft, Sexualität und
Zusammenleben in einem gemeinsamen Haushalt gelockert. Was noch in den
1960er-Jahren kaum möglich und mit erheblichen Sanktionen verbunden war, etwa
unverheiratetes Zusammenwohnen, ledige Elternschaft oder Sexualität außerhalb
der Ehe, ist heute Normalität und weitgehend frei von sozialen Bewertungen. Als
eine wesentliche Folge der De-Institutionalisierung der Ehe haben die Vielfalt
der Lebensformen und die Vielgestaltigkeit der Familienentwicklung in moderatem
Umfang zugenommen.
Wandel der Binnenstruktur und
des normativen Grundverständnisses der Familie
Ein zweiter markanter Wandel
betrifft die Partner- und die Eltern-Kind-Beziehung. Beide haben sich von
hierarchisch strukturierten, auf Abhängigkeit, Befehl und Gehorsam basierenden
zu egalitären, partnerschaftlich organisierten Beziehungen gewandelt. So wurde
die Entwicklung der familialen Binnenstrukturen als Übergang vom "Befehls-
zum Verhandlungshaushalt" interpretiert (Beck/Beck-Gernsheim 1989). Im
Zuge dieser Entwicklung hat sich das traditionelle Machtgefüge in der Familie,
das auf der Unterordnung von Frauen und Kindern unter die männliche Herrschaft
gründete, weitgehend aufgelöst. Entscheidungen werden heute in der Regel nicht
mehr vom "Familienvorstand" getroffen, sondern gemeinsam, wobei an
den Entscheidungsprozessen zunehmend auch die Kinder beteiligt sind.
Eine weitere bedeutsame
Dimension des Wandels betrifft das normative Grundverständnis von Familie, das
offener und viel flexibler geworden ist. Menschen können heute in
weitgesteckten Grenzen ihre Familie individuell leben und gestalten, sie sind
nicht mehr wie früher an strikte institutionelle Vorgaben und Regelungen
gebunden. Wie Familie gelebt und was darunter verstanden wird, wird dadurch
variantenreicher. Typische biografische Übergänge wie Heirat oder Elternschaft,
vor Jahrzehnten selbstverständliche Bestandteile der meisten Biografien in
Deutschland, sind zur Option geworden. Sie finden seltener und im Lebensverlauf
deutlich später statt. Die merkliche Zunahme von Trennungen und Scheidungen
pluralisiert die Verlaufsmuster zusätzlich.
Keine Krise der Familie
Der Wandel in der jüngeren
Vergangenheit hat die Familie fraglos verändert. Eine Auflösung grundlegender
Regelmäßigkeiten von Familienstruktur und Familienentwicklung hat jedoch nicht
stattgefunden und keine Anzeichen deuten darauf hin, dass dies alsbald
geschieht. Die feststellbaren Veränderungen sind Ausdruck eines fortlaufenden
historischen Wandels der Familie und keine typische Erscheinung der Gegenwart.
Daher geben die gegenwärtigen Entwicklungen der Familie keinen Anlass für Krisenszenarien.