Laudes am 22.04.2018
(Lesejahr B – 4. So. der Osterzeit)
Lied GL 779,1+3 (Halleluja, lasst uns singen)
Begrüßung
Im
Namen des Vaters und des Sohnes und des Hl. Geistes.
Christus
ist der gute Hirte.
Dieses
Bild ist so alt wie der Glaube an Jesus Christus selbst.
Die frühen Christen vermieden eine Darstellung des Kreuzes, Paulus
bezeichnet das Kreuz als Skandal – so tötet man vielleicht Schwerverbrecher,
aber doch nicht den Messias.
Im Johannesevangelium, aus dem wir heute hören, sagt Jesus über sich
selbst:
„Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe.“
Im Bild des guten Hirten ist also auch die Hingabe
Christi in den Tod enthalten.
Die
ältesten Jesusdarstellungen konnten dabei auf das Motiv des Schafträgers
zurückgreifen, das in der Antike weit verbreitet war und als Gleichnis der
Menschenfreundlichkeit verstanden wurde. Der Psalm 23 auf der Rückseite des
Bildes ist uns allen ja gut bekannt.
Den guten Hirten sehen wir auch auf dem Fresko aus den Priscilla-Katakomben aus
dem 3. Jahrhundert. Jesus trägt ein ermüdetes Schaf, breitet behütend seine
Hand über die anderen aus, die ihm zugewandt sind. Vögel sitzen in den
Sträuchern – das Reich Gottes ist in Fülle da!
Kyrie
· Herr, wir sind manchmal
wie Schafe einer großen Herde und sehnen uns danach, dass einer da ist, der uns
leitet und beschützt.
Herr, erbarme dich.
· Wir fühlen uns manchmal
wie verloren und einsam, weil wir anders denken, anders handeln als andere,
andere Wege gehen wollen.
Christus, erbarme dich.
· Wir träumen davon, in
Frieden zu leben, an frischem Wasser und auf grünen Auen, doch die Wirklichkeit
ist oft ganz anders.
Herr, erbarme dich.
Lied: GL 326,1 (Wir
wollen alle fröhlich sein)
Evangelium: Joh
10,11-18
Auslegung
So beschaulich und geborgen das Bild des guten Hirten zunächst wirkt, ganz
so idyllisch ist es nicht.
Der gute Hirte braucht Mut, denn die Gefahr ist allgegenwärtig.
Da ist das einzelne verlorene Schaf, das sich verirrt hat,
oder die reißenden Tiere, die die ganze Herde bedrohen,
oder die falschen Hirten, die nicht das Wohl der Herde im Sinn haben.
Gerade in diesen Wochen reden wir auch in Deutschland wieder über Wölfe, die
die Schafsherden bedrohen.
Und Wölfe lauern auch wieder in Menschengestalt, um Beute zu machen.
Falsche Hirten schwingen sich auf, um Stimmung gegen Menschlichkeit und
Friedfertigkeit zu machen. Und viele der menschlichen Schafe irren von den richtigen
Wegen ab, kommen mit ihrer Rolle in der Herde nicht mehr zurecht, so dass die
Einheit zerbricht.
Der gute Hirte bewährt sich gerade in den Schwierigkeiten, er ist mutig und
handelt im Sinne der ihm anvertrauten Herde.
Und er ist dabei keiner, der unverwundbar über allem stünde.
Um die Gefährdeten zu retten, begibt er sich selbst in Gefahr.
Dem Verirrten geht er in die Irre nach. Und um die Schafe zu schützen, stellt
er sich selbst dem Wolf entgegen.
Der gute Hirte ist ein Handelnder, er leidet mit den Leidenden.
Indem er das Leid bewusst macht und für sich selbst in Kauf nimmt, bahnt er
einen Weg durch die Gefahr.
Jesus nachfolgen bedeutet, auch selbst Hirte zu sein für andere.
Es bedeutet, dass wir Mitleid empfinden mit Menschen in Not, wer auch immer es
sein mag.
Es bedeutet, dass auch wir der Gefahr trotzen, dass wir uns da mutig
entgegenstellen, wo wir gefordert sind.
Es bedeutet, dass wir den Verirrten und Ausgegrenzten nachgehen und sie
zurückholen.
Es bedeutet, dass wir unsere Meinung sagen und die christlichen Ideale
vertreten. Auch da, wo wir dafür ausgelacht oder beschimpft werden.
Und dass wir die falschen Hirten entlarven, die nicht das wirkliche Heil
der Menschen im Sinn haben.
kurze Stille (evtl. Ps
23 gemeinsam beten)
Lied GL 783,1-2 (Nun
freue dich, du Christenheit)
Fürbitten
Guter
Gott, wenn wir durch das finstere Tal gehen, vertrauen wir auf deine Hilfe.
Darum bitten wir dich:
1.
Wir
bitten für die Mächtigen in unserem Land und die Meinungsmacher in unseren
kleinen und großen Gemeinschaften, dass sie sich zum Wohl der Menschen
engagieren. Du guter Hirt! Wir bitten dich, erhöre uns!
2.
Wir
bitten für alle Christen und besonders ihre Hirten, die Priester und Seelsorger,
dass sie sich mutig in Jesu Nachfolge stellen. Du guter Hirt! Wir bitten dich,
erhöre uns!
3.
Wir
bitten dich für alle, die in die Irre geraten oder von der Gemeinschaft
getrennt sind. Zeige ihnen den Weg zurück.
Du guter Hirt! Wir bitten dich, erhöre uns!
4.
Wir
bitten dich für alle Menschen, die an sich selbst und dem Leben zweifeln oder
verzweifeln. Zeige dich ihnen als menschenfreundlicher Gott, der uns so will,
wie wir sind.
Du guter Hirt! Wir bitten dich, erhöre uns!
5.
Wir
bitten dich für alle, die von Gefahren und Tod bedroht sind. Stelle ihnen
helfende Menschen zur Seite.
Du guter Hirt! Wir bitten dich, erhöre uns!
6.
Wir
bitten dich in unseren persönlichen Anliegen. (1/2 min Stille)
Du guter Hirt! Wir bitten dich, erhöre uns!
Du
guter Hirt! Du bist bei uns, in aller Dunkelheit und Gefahr. Darum bitten wir
dich durch Christus, unseren Herrn. Amen.
Lied: GL 423,1+2 (Wer
unterm Schutz des Höchsten steht)
Vater Unser
Wir
beten gemeinsam, wie Jesus uns zu beten gelehrt hat.
Segen
Bitten
wir Gott um seinen Segen für den heutigen Tag und die kommende Woche:
Gott
segne und behüte uns
im
Namen des Vaters und des Sohnes und des Hl. Geistes.
Lied: GL 779,4+5 (Halleluja,
lasst uns singen)
Christus als der gute Hirte
Anonymer römischer Maler, Fresko, Mitte des 3. Jahrhunderts, Priscilla-Katakomben,
Rom
Christus als der gute Hirte
Anonymer römischer Maler, Fresko, Mitte des 3. Jahrhunderts, Priscilla-Katakomben,
Rom
Johannes 10, 11-18
11 Ich
bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe.
12 Der bezahlte Knecht aber,
der nicht Hirt ist und dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen,
lässt die Schafe im Stich und flieht; und der Wolf reißt sie und zerstreut sie.
Er flieht,
13 weil er nur ein bezahlter
Knecht ist und ihm an den Schafen nichts liegt.
14 Ich bin der gute Hirt;
ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich,
15 wie mich der Vater kennt
und ich den Vater kenne; und ich gebe mein Leben hin für die Schafe.
16 Ich habe noch andere
Schafe, die nicht aus diesem Stall sind; auch sie muss ich führen und sie
werden auf meine Stimme hören; dann wird es nur eine Herde geben und einen
Hirten.
17 Deshalb liebt mich der
Vater, weil ich mein Leben hingebe, um es wieder zu nehmen.
18 Niemand entreißt es mir,
sondern ich gebe es von mir aus hin. Ich habe Macht, es hinzugeben, und ich
habe Macht, es wieder zu nehmen. Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater
empfangen.